Eine ‚gealterte’ Wirtschaft ist krisengefährdet durch den Mangel an Nachfrage. Denn ihr Produktionsapparat ist stark entwickelt, kann also jede Nachfrage befriedigen, und liefert reichlich Vermögenseinkommen. Diese Vermögenseinkommen wollen die Empfänger im Wesentlichen nicht für den Konsum ausgegeben, sondern gewinnbringend investieren. Finden sich im Inland keine profitablen Investitionsmöglichkeiten, wird das Geld stillgelegt, oder es wandert über die internationalen Finanzmärkte ab.
Für genügend profitable Investitionsmöglichkeiten kann nur noch gesorgt werden durch Steuersenkungen, Sozialabbau und Abbau der Umweltstandards. Und durch Erhöhung der Nachfrage auf Pump. Damit werden aber die Probleme nur kurzfristig gelöst und andere Probleme geschaffen. Die Erhöhung der Nachfrage durch eine Immobilienblase führte zur Finanzkrise von 2008. Eine Erhöhung der Nachfrage durch Staatsverschuldung stößt an Grenzen. Sozialabbau und Abbau der Umweltstandards sind wie das Absägen des Astes, auf dem man sitzt.
Die gealterte Wirtschaft ‚muss’ also wachsen, wächst aber nur, wenn der Staat, also die Politik, zu kurzfristig wirksamen, aber langfristig schädlichen Mitteln greift. Und Wachstum bedroht auch die Lebensgrundlagen. Allein ein Wachstum der Umwelttechnik ist noch weltweit notwendig. Aber dorthin fließen die Investitionen nur, wenn der Staat die richtigen Weichen stellt. Die Politik muss die Wirtschaft aus dem Wachstumszwang befreien, um die Zerstörung der Umwelt zu stoppen. Sie muss zugleich die soziale Dissoziation stoppen und eine Krise verhindern.
Zwischen den Ländern muss das Prinzip Konkurrenz durch das Prinzip Zusammenarbeit ergänzt werden. Die Stabilisierung der eigenen Wirtschaft durch einen Exportüberschuss ist nicht der richtige Weg, denn er destabilisiert die Wirtschaft anderer Länder. Es darf keine Steuersenkungen (die zum Steuersenkungswettbewerb führen) mehr geben, um Kapitalabfluss zu verhindern und Kapital anzulocken. Versuchen einzelne Länder, sich weiterhin Vorteile auf Kosten anderer Länder zu verschaffen, können Wirtschaftssanktionen, Zölle und Kapitalverkehrskontrollen gegen sie engesetzt werden.
Wie das Wirtschaftsmodell zeigt, muss ein Teil der Ersparnisse und damit investitionsbereites Geld durch Besteuerung in konsumbereites Geld verwandelt werden. Das beseitigt den Wachstumszwang und ermöglicht es, das Wachstum in geordneten Bahnen zu halten. Ein Wachstumszwang durch steigende Arbeitsproduktivität kann durch Arbeitszeitverkürzung beseitigt werden. Damit kann der Staat das Primat über die Wirtschaft zurückgewinnen und durch verantwortungsvolle Politik die sozialen und ökologischen Probleme lösen. Deutschland als wirtschaftliche Großmacht mit enormem Exportüberschuss kann hierbei eine Vorreiterrolle übernehmen.